Ten Ten Team
Klick, Klick,
Kunst?
War’s das jetzt mit der Gestaltung? –
Eine Reflexion über Gestaltung im Zeitalter des Generierens.
Wie könnte man das Schlaraffenland – diesen utopischen Ort, der seit dem Mittelalter für Wohlstand und Überfluss steht – besser visualisieren als mit Künstlicher Intelligenz? Diese Technologie, die in rasender Geschwindigkeit Bilder generiert, scheint für Designer eben genau dieses Schlaraffenland zu sein: ein nie versiegender Strom an Möglichkeiten, ein kreatives Bankett, das sich wie von selbst auftischt.
Doch nicht jeder greift mit Appetit zum KI-Buffet: Während die einen den Untergang der gestalterischen Zunft prophezeien, betrachten andere die KI als mächtiges Werkzeug, das es zu verstehen und zu beherrschen gilt, um als Designer relevant zu bleiben. Sicher ist: KI verändert unser Berufsbild grundlegend. Sie ersetzt nicht nur bestimmte „handwerkliche" Tätigkeiten, sondern verschiebt die Rolle des Gestalters noch stärker weg vom reinen Schöpfer hin zum Kurator und Entscheider. Diese Entwicklung zwingt uns, den Wert unserer eigenen Arbeit neu zu definieren: Was bleibt unser Werk, wenn die Maschine die gestalterische Arbeit übernimmt?
Genau diese Ambivalenz wurde für uns im Projekt Schlaraffenland (hier geht es zur Projektdokumentation) konkret erfahrbar. Die geforderten Illustrationen waren Teil einer umfassenden visuellen Kampagne zur Bewerbung der gleichnamigen Ausstellung im Dortmunder Kunstverein. Die Schau betrachtet das Schlaraffenland nicht nur als historisches Wohlstandsversprechen, sondern beleuchtet es mit dem Blick aus dem Jetzt. Mit den Mitteln der Kunst nähert sie sich Fragen nach urbanem Wohlstand, wachsender sozioökonomischer Ungleichheit und den Spannungsfeldern zwischen Exzess, Überfluss und Mangel, Natur und Kultur.
Erst will sich das Medium zeigen – dann beginnt die Gestaltung. McLuhan hätte genickt.
Das Video macht sichtbar, wie unser Entwurfsprozess zunächst ins Extreme geht: laut, detailreich, visuell überbordend – als müsste man beweisen, was mit der KI alles möglich ist. Erst dann beginnt die eigentliche Arbeit: das Nuancieren, Reduzieren, Entscheiden.
Doch zurück zur KI: Man muss festhalten: Die von uns konzipierten Illustrationen für diese Ausstellung wären für uns nur mit enormem Zeitaufwand und großer Mühe umsetzbar gewesen. Die Technik eröffnet uns Möglichkeiten, die uns ohne sie verschlossen geblieben wären. Aber ist das nun mein Werk?
Die Maschine erzeugt einen Overkill an Möglichkeiten. Die daraus folgende spielentscheidende Aufgabe ist, immer wieder zu beantworten: Was von dem, was ich hier „geprompted" habe funktioniert? Welche Ästhetik ergibt Sinn? Welche Bilder ergänzen sich zu einer stimmigen Serie? Hier zeigt sich, dass Designkompetenz nicht überflüssig wird – im Gegenteil. Die Fähigkeit, gute Gestaltung zu erkennen und gezielt zu steuern, erfordert weiterhin Erfahrung und ein Gespür für ästhetische und kulturelle Referenzen. Ohne diese Basis bleibt auch das beste KI-generierte Bild letztlich nur ein Zufallsprodukt.
Fülle, Filter, Feinarbeit: Der KI-Entwurfsprozess
Zudem ist es ein Irrglaube, dass ein perfektes KI-Bild allein mit ein paar präzisen Prompts entsteht. In der Praxis gleicht der Prozess vielmehr einer kollaborativen Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine. Oft führt der erste Output nicht direkt zum gewünschten Ergebnis – es braucht Iterationen, Anpassungen und Feinjustierungen in den entsprechenden Grafikprogrammen. Man kombiniert Elemente aus verschiedenen generierten Bildern, retuschiert, begradigt, ent- oder verzerrt sie, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Gerade wenn man glaubt, am Ziel zu sein, überrascht die KI mit einem unerwarteten Ergebnis, das neu bewertet und weiterbearbeitet werden muss. KI-gestütztes Design ist also keineswegs ein automatisierter Prozess – es erfordert Geschick, gestalterisches Urteilsvermögen und ein tiefes Verständnis für Bildkomposition und Ästhetik.
Vermutlich dachten die Leute Mitte der Achtziger auch, DTP würde das Grafikdesign entseelen. Oder dass die Fotografie das Ende der Malerei bedeutet. Oder dass Auto-Tune aus jedem einen Superstar macht. Was damals als Untergang galt, ist heute schlicht Alltag. „Zurück auf Los!“ gibt’s nur bei Monopoly. Die Frage ist nun, wie wir mit den neuen Gegebenheiten umgehen.
„Gestaltung lebt vom Austausch mit der Gegenwart – und die kommt nicht ohne KI aus.“
Urheberrechte müssen neu gedacht und Verwertungsrechte besser geschützt werden. Aber die Debatte darum ändert nichts daran, dass die Sache bleibt. Unsere Haltung als Designbüro ist klar: Gestaltung lebt vom Austausch mit der Gegenwart – und die Gegenwart kommt nicht ohne KI aus. Vielleicht erleben wir dezeit die Insta-Filter-Phase der KI-gestützten Gestaltung. Alles wird mit der neuen Technologie überzogen, einfach weil es geht. Doch wie so oft in der Mediengeschichte wird sich das einpendeln. Irgendwann ist KI kein Hype mehr, sondern einfach ein Werkzeug des Gestalters wie Photoshop oder Auto-Tune – bewusst genutzt, aber nicht als Selbstzweck.
Wir arbeiten mit KI, weil sie etwas kann, das uns weiterbringt – nicht als Ersatz für den Gestalter, sondern als Werkzeug im gestalterischen Prozess. Sie hilft uns, Ideen schneller sichtbar zu machen, Varianten zu durchdenken, Konzepte auszutesten – nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Es bleibt dabei: Ein gutes Bild entsteht nicht durch Technik allein. Es entsteht durch Haltung, Kontext, Urteilskraft. Was wir veröffentlichen, trägt unsere Handschrift – auch wenn es maschinell vorbereitet wurde. Die KI ersetzt uns nicht. Sie ist Teil eines Dialogs. So wie wir im Team arbeiten, mit Kolleginnen, mit Kund:innen, mit Inhalten – entsteht Gestaltung nie allein, sondern im Zusammenspiel.
Die KI bringt die Bilder - aber was hinterher auf den Tisch kommt, das entscheiden wir.
Zum Projekt:
Klick, Klick,
Kunst?
War’s das jetzt mit der Gestaltung? –
Eine Reflexion über Gestaltung im Zeitalter des Generierens.
Wie könnte man das Schlaraffenland – diesen utopischen Ort, der seit dem Mittelalter für Wohlstand und Überfluss steht – besser visualisieren als mit Künstlicher Intelligenz? Diese Technologie, die in rasender Geschwindigkeit Bilder generiert, scheint für Designer eben genau dieses Schlaraffenland zu sein: ein nie versiegender Strom an Möglichkeiten, ein kreatives Bankett, das sich wie von selbst auftischt.
Doch nicht jeder greift mit Appetit zum KI-Buffet: Während die einen den Untergang der gestalterischen Zunft prophezeien, betrachten andere die KI als mächtiges Werkzeug, das es zu verstehen und zu beherrschen gilt, um als Designer relevant zu bleiben. Sicher ist: KI verändert unser Berufsbild grundlegend. Sie ersetzt nicht nur bestimmte „handwerkliche" Tätigkeiten, sondern verschiebt die Rolle des Gestalters noch stärker weg vom reinen Schöpfer hin zum Kurator und Entscheider. Diese Entwicklung zwingt uns, den Wert unserer eigenen Arbeit neu zu definieren: Was bleibt unser Werk, wenn die Maschine die gestalterische Arbeit übernimmt?
Genau diese Ambivalenz wurde für uns im Projekt Schlaraffenland (hier geht es zur Projektdokumentation) konkret erfahrbar. Die geforderten Illustrationen waren Teil einer umfassenden visuellen Kampagne zur Bewerbung der gleichnamigen Ausstellung im Dortmunder Kunstverein. Die Schau betrachtet das Schlaraffenland nicht nur als historisches Wohlstandsversprechen, sondern beleuchtet es mit dem Blick aus dem Jetzt. Mit den Mitteln der Kunst nähert sie sich Fragen nach urbanem Wohlstand, wachsender sozioökonomischer Ungleichheit und den Spannungsfeldern zwischen Exzess, Überfluss und Mangel, Natur und Kultur.
Erst will sich das Medium zeigen – dann beginnt die Gestaltung. McLuhan hätte genickt.
Das Video macht sichtbar, wie unser Entwurfsprozess zunächst ins Extreme geht: laut, detailreich, visuell überbordend – als müsste man beweisen, was mit der KI alles möglich ist. Erst dann beginnt die eigentliche Arbeit: das Nuancieren, Reduzieren, Entscheiden.
Doch zurück zur KI: Man muss festhalten: Die von uns konzipierten Illustrationen für diese Ausstellung wären für uns nur mit enormem Zeitaufwand und großer Mühe umsetzbar gewesen. Die Technik eröffnet uns Möglichkeiten, die uns ohne sie verschlossen geblieben wären. Aber ist das nun mein Werk?
Die Maschine erzeugt einen Overkill an Möglichkeiten. Die daraus folgende spielentscheidende Aufgabe ist, immer wieder zu beantworten: Was von dem, was ich hier „geprompted" habe funktioniert? Welche Ästhetik ergibt Sinn? Welche Bilder ergänzen sich zu einer stimmigen Serie? Hier zeigt sich, dass Designkompetenz nicht überflüssig wird – im Gegenteil. Die Fähigkeit, gute Gestaltung zu erkennen und gezielt zu steuern, erfordert weiterhin Erfahrung und ein Gespür für ästhetische und kulturelle Referenzen. Ohne diese Basis bleibt auch das beste KI-generierte Bild letztlich nur ein Zufallsprodukt.
Fülle, Filter, Feinarbeit: Der KI-Entwurfsprozess
Zudem ist es ein Irrglaube, dass ein perfektes KI-Bild allein mit ein paar präzisen Prompts entsteht. In der Praxis gleicht der Prozess vielmehr einer kollaborativen Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine. Oft führt der erste Output nicht direkt zum gewünschten Ergebnis – es braucht Iterationen, Anpassungen und Feinjustierungen in den entsprechenden Grafikprogrammen. Man kombiniert Elemente aus verschiedenen generierten Bildern, retuschiert, begradigt, ent- oder verzerrt sie, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Gerade wenn man glaubt, am Ziel zu sein, überrascht die KI mit einem unerwarteten Ergebnis, das neu bewertet und weiterbearbeitet werden muss. KI-gestütztes Design ist also keineswegs ein automatisierter Prozess – es erfordert Geschick, gestalterisches Urteilsvermögen und ein tiefes Verständnis für Bildkomposition und Ästhetik.
Vermutlich dachten die Leute Mitte der Achtziger auch, DTP würde das Grafikdesign entseelen. Oder dass die Fotografie das Ende der Malerei bedeutet. Oder dass Auto-Tune aus jedem einen Superstar macht. Was damals als Untergang galt, ist heute schlicht Alltag. „Zurück auf Los!“ gibt’s nur bei Monopoly. Die Frage ist nun, wie wir mit den neuen Gegebenheiten umgehen.
„Gestaltung lebt vom Austausch mit der Gegenwart – und die kommt nicht ohne KI aus.“
Urheberrechte müssen neu gedacht und Verwertungsrechte besser geschützt werden. Aber die Debatte darum ändert nichts daran, dass die Sache bleibt. Unsere Haltung als Designbüro ist klar: Gestaltung lebt vom Austausch mit der Gegenwart – und die Gegenwart kommt nicht ohne KI aus. Vielleicht erleben wir dezeit die Insta-Filter-Phase der KI-gestützten Gestaltung. Alles wird mit der neuen Technologie überzogen, einfach weil es geht. Doch wie so oft in der Mediengeschichte wird sich das einpendeln. Irgendwann ist KI kein Hype mehr, sondern einfach ein Werkzeug des Gestalters wie Photoshop oder Auto-Tune – bewusst genutzt, aber nicht als Selbstzweck.
Wir arbeiten mit KI, weil sie etwas kann, das uns weiterbringt – nicht als Ersatz für den Gestalter, sondern als Werkzeug im gestalterischen Prozess. Sie hilft uns, Ideen schneller sichtbar zu machen, Varianten zu durchdenken, Konzepte auszutesten – nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Es bleibt dabei: Ein gutes Bild entsteht nicht durch Technik allein. Es entsteht durch Haltung, Kontext, Urteilskraft. Was wir veröffentlichen, trägt unsere Handschrift – auch wenn es maschinell vorbereitet wurde. Die KI ersetzt uns nicht. Sie ist Teil eines Dialogs. So wie wir im Team arbeiten, mit Kolleginnen, mit Kund:innen, mit Inhalten – entsteht Gestaltung nie allein, sondern im Zusammenspiel.
Die KI bringt die Bilder - aber was hinterher auf den Tisch kommt, das entscheiden wir.
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